Bildung für nachhaltige Entwicklung in Österreich von oben vorgegeben

Im Rahmen des UNESCO-Aktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sind österreichische Ministerien bemüht, das Thema top-down zu initiieren und möglichst auch alle Beteiligten mit einzubeziehen. Doch die Monopolstellung des Forums für Umweltbildung verhindert bislang eine partizipative und ausgewogene Darstellung von BNE in der Öffentlichkeit.

Bild: Michael Schöppl, Forum Umweltbildung
Bild: Michael Schöppl, Forum Umweltbildung

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) möchte mit On- und Offline-Medien, Workshops und Tagungen ein breites Bildungsangebot bereitstellen und mit phantasievollen Aktionen und Projekten ein Bewusstsein für Natur und Umweltschutz, sozialen Zusammenhalt und andere nachhaltige Themen schaffen. Im Rahmen eines 5-jährigen, von der UNESCO angeregten Aktionsprogramms soll jedes Land, so auch Österreich, eine Bildungsoffensive für eine nachhaltige Entwicklung starten. In Österreich wird BNE von oben delegiert: Zwei Bundesministerien (BMLFUW und BMFB) haben das Forum für Umweltbildung des Umweltdachverbands beauftragt, das BNE-Aktionsprogramm umzusetzen. Das Forum für Umweltbildung ist sehr bemüht, über Newsletter, Website und eigens erstellte BNE-Publikationen den PädagogInnen der verschiedensten Bildungseinrichtungen, vom Kindergarten bis zur Uni, ein BNE-Angebot bereit zu stellen. Das Forum ist allerdings an die Weisungen der Ministerien gebunden. Damit sind die Themenschwerpunkte von oben vorgegeben. Es drängt sich die Frage auf: Was ist mit jenen Themen, die nicht den Status Quo repräsentieren, z. B. umwelt- und vermögensbezogene Steuern oder umweltkontraproduktive Subventionen in der konventionellen Landwirtschaft und bei der Kohleverstromung? Werden solche Themen beim BNE-Aktionsprogramm hinreichend kommuniziert?

Die autokratische Struktur und die Monopolstellung des Forums für Umweltbildung verhindern eine partizipative und ausgewogene Darstellung von BNE in der Öffentlichkeit. Die On- und Offlinemedien des Forums für Umweltbildung spiegeln nur die Meinung jener wieder, die im Auftrag der Ministerien agieren. Es wurde zwar eine Online-Plattform eingerichtet – die sog. Bildungslandkarte – auf der sich die verschiedensten Projekte, Initiativen und Organisationen verorten und ihre BNE-Aktivitäten bekannt machen können. Im November 2015 wurde auch ein Think-Tank initiiert, um gemeinsam mit „VertreterInnen von Ministerien, Ländern und verschiedenen Nachhaltigkeits-Netzwerken und NPOs sowie PädagogInnen und EinzelunternehmerInnen … die nächsten Schritte zur Umsetzung des BNE Weltaktionsprogramms zu planen“. Es bleibt abzuwarten, ob die Beteiligten künftig nur mitdiskutieren dürfen oder ob ihnen darüber hinaus auch ein Mitspracherecht zugestanden wird, was unter BNE zu verstehen ist und was nicht. Wer mitentscheiden kann, der ist auch gerne mit dabei – eine zusätzliche Motivation, beim BNE-Aktionsprogramm mitzutun. Auf diese Weise kämen auch gesellschaftspolitische Themen zum Zuge, die in einer breiteren Öffentlichkeit nicht so leicht kommunizierbar sind, wie Vermögensteuern oder Subventionen in der konventionellen Landwirtschaft.

Fazit: Nur ein unabhängiges Gremium, bei dem alle Beteiligten entscheidungsbefugt sind, sowohl was BNE-Inhalte als auch deren Verbreitung betrifft, gewährleistet eine partizipative und ausgewogene Darstellung von BNE in der Öffentlichkeit.