Das Nachhaltigkeitsschema Matrjoschka

Mit einer russischen Puppe (Matrjoschka) kann man die Finanzwirtschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt als ineinander geschachtelte Bereiche darstellen.

Die Finanzwirtschaft bildet den Kern und ist Teil der Wirtschaft. Die Finanzwirtschaft sollte sich an der Realwirtschaft orientieren und nicht durch Zinsen und Kapitalrenditen eine exponentielle Eigendynamik entfalten.

Die Wirtschaft wiederum ist Teil der Gesellschaft. Der Staat setzt die Rahmenbedingungen, damit sich die Wirtschaft am Gemeinwohl orientiert. Wirtschaft und Gesellschaft sind schließlich Teilmengen der Umwelt und sollten sich innerhalb deren Grenzen bewegen.

Mehr dazu, siehe “Low-Profit – Ökonomie mit Ökologie versöhnen“

Der Low-Profit Case for CSR

Es liegt nahe, den Begriff Low-Profit an Nachhaltigkeitskonzepte zu koppeln, z. B. an CSR (Corporate Social Responsibility), SRI (Socially Responsible Investment), ESG (Environment, Social, Governance) sowie an nationale und internationale Normen, Leitlinien und Regelwerke (SDG, UN Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, UN Global Compact, ILO Kernarbeitsnormen, ISO 26000 u. a.).

Low-Profit-Investitionen sind aus klassischer, betriebswirtschaftlicher Sicht unwirtschaftlich und daher auf staatliche Förderung angewiesen. Dazu braucht es ganz neue, einheitliche und verwaltungsarme CSR-Förderregime und verbindliche Förderrichtlinien. Ziel der staatlichen Förderung ist es, dass Unternehmen über den Bankable Business Case hinaus ein zusätzliches CSR-Potenzial ausloten und erschließen, indem sie innovative CSR-Maßnahmen auf Low-Profit-Basis umsetzen.

Um die Finanzierung von Low-Profit-Investitionen mit Hilfe staatlicher Förderungen nicht einfach auf eine gesamtgesellschaftliche Ebene zu verlagern bedarf es einer aufkommensneutralen Gegenfinanzierung durch neue Steuern. In Frage kommen umwelt- und vermögensbezogene Steuern. Der Low-Profit Case for CSR eröffnet demnach einen gesellschaftspolitischen Diskurs über Steuern, Subventionen und strenge soziale und ökologische Standards, nach denen die Förderungen vergeben werden.

Die Abbildung zeigt den Low-Profit Case for CSR. Im Zentrum steht das Unternehmen, das innovative CSR-Maßnahmen setzt und einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt. Eine staatliche Behörde überprüft dies und bewilligt daraufhin Förderkredite, um das Unternehmen finanziell zu unterstützen. Auf diese Weise schafft man einen langfristigen und planbaren Rahmen für jene Unternehmen, die nachhaltig ausgerichtet sind. Das Schöne daran ist, dass es den Unternehmen freigestellt ist, sich für CSR zu engagieren. Wenn sie es tun, dann sollten sie auch mit staatlicher Unterstützung rechnen können.

Bildung für nachhaltige Entwicklung in Österreich von oben vorgegeben

Im Rahmen des UNESCO-Aktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sind österreichische Ministerien bemüht, das Thema top-down zu initiieren und möglichst auch alle Beteiligten mit einzubeziehen. Doch die Monopolstellung des Forums für Umweltbildung verhindert bislang eine partizipative und ausgewogene Darstellung von BNE in der Öffentlichkeit.

Bild: Michael Schöppl, Forum Umweltbildung
Bild: Michael Schöppl, Forum Umweltbildung

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) möchte mit On- und Offline-Medien, Workshops und Tagungen ein breites Bildungsangebot bereitstellen und mit phantasievollen Aktionen und Projekten ein Bewusstsein für Natur und Umweltschutz, sozialen Zusammenhalt und andere nachhaltige Themen schaffen. Im Rahmen eines 5-jährigen, von der UNESCO angeregten Aktionsprogramms soll jedes Land, so auch Österreich, eine Bildungsoffensive für eine nachhaltige Entwicklung starten. „Bildung für nachhaltige Entwicklung in Österreich von oben vorgegeben“ weiterlesen

Freihandel: Gewinne um jeden Preis?

Hinter dem Begriff „Freihandel“ verbirgt sich offenbar die Absicht multinationaler Unternehmen, künftige Gewinne langfristig abzusichern: durch mehr Handel, Investorenschutz, Nivellierung sozialer und ökologischer Standards usw.

Quelle: Global 2000 / Wien 2015
Quelle: Global 2000 / Wien 2015

Während Freihandelsabkommen derzeit in Brüssel verhandelt werden, mehren sich kritische Stimmen, die eine Abkehr vom ungezügelten Gewinn- und Renditestreben fordern, zugunsten von mehr Umweltschutz, sozialem Ausgleich und anderen Gemeinwohlzielen.

Neoklassische Dogmatik

Im Grunde geht es um klassische Finanzwirtschaft und um die Frage: Wie bilden InvestorInnen ihre Renditeerwartungen? Wie hoch sind die von Unternehmen geforderten Mindestrenditen? Die klassische Finanzwirtschaft hat darauf eine klare Antwort: Unternehmen müssen in Summe den risikofreien Zinssatz plus eine adäquate Risikoprämie erwirtschaften. „Freihandel: Gewinne um jeden Preis?“ weiterlesen